ROBOTRONIKA - hypermatic:automagic
19 - 23 June 1998 Museumsquartier, Vienna/Austria


Wolfgang Hilbert, A
"Die Robotermarionette"

"Die Robotermarionette" ist eine interaktive Computerskulptur, bei der der Benützer einen virtuellen Roboter am Bildschirm durch Ziehen von Schnüren wie eine Marionette bewegen kann. Die von Hand zu steuernde Marionette mit dem Erscheinungsbild eines Roboters kann als Metapher für die erhoffte Beherrschung der Technik durch den Menschen gesehen werden.

Die Computerskulptur versucht auf spielerische Weise den Gegensatz zwischen Technikgläubigkeit und der Schreckensvision von der Verselbstständigung der Technik aufzuzeigen.

Dem Benutzer wird eine Zeit lang die Kontrolle über die virtuelle Robotermarionette ermöglicht, um sie ihm schließlich zu einem unvorhersehbaren Zeitpunkt zu entziehen. Dadurch, daß sich der Roboter verselbstständigt und von der virtuellen Bühne verschwindet, entsteht ein Bruch zwischen Realität und Virtualität. Was zurückbleibt sind die realen, funktionslos gewordenen Überreste der Installation und ein Benutzer, dem jeder Handlungsspielraum genommen wurde.

Ablauf:
Von einem Marionettenkreuz, das der Benützer der Installation bedienen kann, führen Schnüre zum Bühnenraum, auf dem sich ein Roboter befindet. Im Gegensatz zum realen Marionettenkreuz und den Schnüren ist die Robotermarionette nur virtuell im scheinbaren Bühnenraum des Monitors. Der Akteur der Installation kann experimentell herausfinden, wie er durch Bewegung des Marionettenkreuzes in Echtzeit den Roboter präzise in seinen Bewegungen steuern kann. Wenn der Benützer z.B. an der linken Nylonschnur zieht, hebt der Roboter in Echtzeit den linken Arm und das linke Bein, zieht er an beiden Schnüren gleichzeitig, so bewegt der Roboter Beine und Arme nach oben bis zu einer Art Luftsprung. Diese scheinbar absolute Kontrolle über die Technik durch den Menschen, stellt sich aber bald als Trugschluß heraus. Nach einer unvorhersehbaren Zeitspanne muß der Anwender feststellen, daß sich der Roboter selbständig macht und nicht mehr auf seine Befehle reagiert. Er wendet sich vom Benützer ab und verschwindet vom Bildschirm.
Der virtuelle Aktionsraum verkommt zur schwarzen Mattscheibe und löst sich dadurch auf. Der Benützer bleibt im realen Raum alleine mit seinem nutzlos gewordenen Steuerungswerkzeug zurück. Erst zu einem, vom Zufall bestimmten Zeitpunkt, taucht der Roboter am Bildschirmrand wieder auf, wandert nach vorne und legt seine Eigenständigkeit ab. Der Benützer erhält somit erneut die Kontrolle über die Robotermarionette und den virtuellen Aktionsraum zurück.

Wolfgang Hilbert
geb. 13.07.1969 in Korneuburg
Absolvent der höheren Abteilung für elektronische Datenverarbeitung und Organisation, Wien 5
seit 1992 Student an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien, Visuelle Mediengestaltung, HS Prof. Peter Weibel
Videoarbeit "Körperverdrehungen", Artware, IFABO Wien 1993
interaktive Computerskulptur "Das Kulturmeter", -Ars Electronica, Linz 1993
Science and Science-Fiction, Triest, 1993
Culture Electronic, Loosdorf, 1994
Ankauf der Skulptur "Das Kulturmeter" durch die Niederösterreichische Landesregierung für das Kulturhaus Loosdorf, 1994
Signations für die ORF Kunst-Stücke, 1995
interaktive Computerskulptur "Pinocchio - Die virtuelle Marionette", Ars Electronica, Linz 1997


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