ROBOTRONIKA - hypermatic:automagic
19 - 23 June 1998 Museumsquartier, Vienna/Austria


Nicolas Baginsky, D
"Aglaopheme" aus der Serie "Die Musen des Jenseits" (1992 bis 1996)

Aglaopheme, die Guitarre, setzt sich aus einer motorischen, einer sensorischen und einer regulativen Komponente zusammen: einem Roboter, mit der mechanischen Fähigkeit, Slide-Guitar zu spielen, einem Microcontroller, der physikalische Daten erfaßt und den Roboter steuert, einem Computer, auf dem ein, sich selbst organisierendes, neuronales Netz installiert ist, das mit Hilfe der Sensorinformation das Instrument spielen lernt. Ein mit einem zusätzlichen, biologisch inspirierten Selbstorganisationsmechanismus modifiziertes "Teuvo-Kohonen"-Netz erhält über die Sensoren Informationen über sich selbst, seine Aktionen und seine Umwelt. Es sucht Zusammenhänge und Harmonien in den angebotenen Eingabemustern.

Die drei Sirenen "Die Musen des Jenseits" sind teils Roboter teils Musikinstrument und bringen sich selbst das musizieren bei. In den eingesetzten Programmen sind keinerlei Kenntnisse über Harmonie- und Schwingungslehre implementiert. Statt dessen lernen neuronale Netze - zufällig initialisiert - selbstorganisierend und unbeaufsichtigt Melodie-Improvisation und Instrumental-Virtuosität.

Der Lernvorgang gliedert sich in Lernphasen. In diesen Phasen verändert sich die Aktivität bestimmter Nervenzellenregionen in der Simulation - und deren Verbindung zu der Realwelt.
In der letzten Phase mit dem möglichen humanen Lehrer wird eine entscheidende Weiche gestellt. Ohne Lehrer entwickelt das Trio sehr reine "inhumane Musik". Deutlich kann man dann die Einflußnahme physikalischer Phänomene wie z.B. den dominanten Zusammenhang zwischen Grundton und Quint beobachten. Eben jenes Phänomen ist verantwortlich für die leichte Vorliebe der Musen für die UR- Blues-Rock Harmonie. Andererseits kann ein geduldiger Lehrer mit seinem Instrument interessante Formen des Zusammenspiels herbeiführen.

Die Behauptung, daß dieses System selbständig Melodien erfindet, und fähig ist zur Improvisation, bedeutet einen provokanten Einbruch in die menschliche Domäne >Kreativität<.


Biographie:
Nicolas A. Baginsky lebt und arbeitet in Hamburg

1961 geboren in Gräfelfing bei München
1979 - 82 Arbeit als Bühnenbildner am "Theater im Zimmer" in Hamburg
1984 - 54 Interior Design in New York
1987 Gründung der Künstlergruppe "Humunculus Project"
1989 Gründung der Performance-Gruppe "Coax"
Projekt "Archetyp" (Roboter, Tanz, Musik)
1990 Arbeitsstipendium für bildende Künstler der Stadt Hamburg
Projekt "Coax" (Roboter, Tanz, Musik)
1994 - 1995 Gastdozent an der Hochschule für Künste Bremen
1997/98 Gastdozent an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe


Web-Site: http://www.provi.de/~nab/



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